Moderatorencasting – Die Grenzen der Machbarkeit und Kontrolle

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Moderatorencasting – Was gibt es zu beachten?

Eines Morgens klingelte das Telefon. Am anderen Ende der Leitung eine aufgeregte Frau. Wir haben unserem Chef jetzt schon sechs Moderatoren vorgestellt, keiner hat ihm gefallen. Ich mag generell keine Moderatorencastings. Diesmal bin ich persönlich empfohlen worden, so dass keine Ausrede meinerseits zählt. So stehe ich am darauffolgenden Tag mit pochendem Herzen in dem Vorstandsbüro dieses international aufgestellten Unternehmens. Mein Herz schlägt etwas stärker als sonst, da ich empfohlen wurde und ich diejenige natürlich nicht enttäuschen will.

Schnell ist klar, warum kein Moderator das Moderatorencasting bestehen konnte

Im Gespräch mit dem charakterstarken Vorstand verstehe ich schnell, warum hier kein Moderator Fuß gefasst hat. Ich übrigens auch nicht, wenn das Gespräch so weitergeführt wird. Wie so häufig offenbarten sich in den ersten Sätzen die Fehler in der Unternehmensstruktur und der Kommunikation. Das sind die Momente, in denen ich froh bin selbstständig zu sein. Du hast hier als Arbeitnehmer nur die Wahl zwischen Pest und Corona.

Je höher der Druck, desto stärker die Kontrolle

Eigentlich wollen die Kollegen gemeinsam nur ihre Erfolge feiern. Ein großes Fest steht auf dem Plan. Wichtige Kunden, Regierungsvertreter und auch der Chef-Chef aus Übersee stehen auf der Gästeliste. Vordergründig gibt es Grund zum Feiern. Hinter den Kulissen geht es um Politik, Sparzwang, betriebsbedingte Kündigungen. Wer sich mit wem auf der Bühne zeigt und was genau gesagt werden soll und vor allem was gar nicht gesagt werden soll. Es geht um die Machtverteilung. Die Schweißperlen auf meiner Haut verrieten mir, dass unter diesen Bedingungen keiner auf diesem Fest Erfolge feiern kann. Das die Belegschaft hier für Machtspiele missbraucht wird. Was auch die geringen Anmeldezahlen erklären würde. Was wiederum den Druck erhöht.

Ein Spiel, das viele Event-Agenturen kennen und nicht lösen können

Ich sitze in diesem Vorstandsbüro, mein Wasser ist längst ausgetrunken, der ganze Raum vermint. In meinem Kopf Chaos, das innere Team spielt verrückt. Ich stehe auf, gehe zum Fenster und schaue raus. Ehrlich gesagt bin ich zu diesem Zeitpunkt nicht so erfahren, ein Blick auf meine Geburtsurkunde würde mein zartes Alter von 32 verraten. Kein gutes Alter, um einem Ende 50-jährigem die Stirn zu bieten. Der Vorstandskerl schaut auf seine teure Uhr. Ich atme tief durch und ein schmaler Grat tut sich auf. Ich frage ihn, wie er sich das Fest vorstellt. Vor seinem inneren Auge sozusagen. Er hat alles gesagt, ich hätte alle Informationen, die wichtig sind, entgegnete er mir. OK, drei Meter Granit zwischen uns, denke ich mir. Also erzähle ich ihm, wie das Fest nach seinen Vorgaben und meiner Erfahrung nach verlaufen wird. Ich habe ihm meine Wahrheit gesagt und wie ich zu meiner Meinung komme. Mit dem Fazit: Das Fest könne so nicht stattfinden und muss abgesagt werden. Die aktuellen Informationen, die ich habe, sind zu dünn, um Alternativen aufzumachen.

Ich setze mich wortlos hin. Er steht auf und geht.

Wie so oft in diesen Situationen brennt meine Haut. Ich bin über meine radikalen Gedanken selber überrascht. So spricht doch kein Moderator. Ein Moderator muss Lösungen aufzeigen. Verbindend kommunizieren. Hat sich hier mein Idealbild eingemischt, vielleicht auch meine Wut auf narzisstische Personen. Ist doch klar, dass man so keine Aufträge bekommt und auch kein Casting besteht. Ich nehme meine Sachen und laufe den Flur runter. Die Frau vom Telefon kommt mir entgegen und hält den Daumen hoch und grinst mir zu.

Ich werde nicht bezahlt, um jemanden meine Meinung zu geigen

Je höher der Druck, desto schwieriger wird die Arbeit. Vorausgesetzt alle wollen die Kontrolle behalten. Doch auf einer Live-Veranstaltung die absolute Kontrolle zu behalten ist Nonsens. Das funktioniert erst recht nicht, wenn sich die nicht angesprochenen Themen unter dem Teppich stapeln. Wenn ich mich dort als Moderator ins Feuer stelle, bin ich verbrannt. Burn-out der etwas anderen Art. Sollte ich mich auf den Job einlassen, müssen wir schauen, wo noch ein Rest Vertrauen herrscht. Das Thema wachsen lassen und ganz oben auf die Agenda stellen. Unangenehme Themen ansprechen im Schulterschluss mit den Kritikern im Unternehmen. Zuhören, abwägen, Meinungen zulassen und austauschen. Nur so können Unternehmen gesund wachsen und gemeinsam Erfolge gefeiert werden. Das bisschen Verstand darf ich doch von einem Vorstand erwarten. Und auch das Rückgrat sich anderen Meinungen auszusetzen und Dinge auszuprobieren und auch Fehler zu machen. Sich schützend vor seine Mannschaft zu stellen.

Achja, das darf ich wohl verlangen? Und können wir das unter Druck und Kontrolle auf dem Weg zu einem Vorstandsposten lernen? Wohl eher nicht.

Und ja, ich mute meinen Kunden meine Wahrheit und meine Meinung zu.

Nur so können wir gemeinsam neue Wege kennenlernen und bei Festen und Feiern für überraschte Gesichter sorgen. Denn darum feiern wir doch zusammen.

Einen Tag später kommt der Anruf. Ich habe den Job. Die Vorbereitungen auf das Event sind aufwendig, es folgt ein Meeting-Marathon. Das Fest ist ein voller Erfolg, die Gäste kringeln sich vor Lachen und der letzte macht weit nach Mitternacht das Licht aus. Auf vergangenen Veranstaltungen war kurz vor Mitternacht Schluss. So sieht Qualitätskontrolle aus. Ein Job, der wieder mehr als nur ein Job war und wieder viel gelernt. Applaus!

Checkliste für Ihr Moderatorencasting:

  • Erarbeiten Sie in Ihrem Team, was für Ziele Sie mithilfe eines Moderators erreichen wollen
  • Treffen Sie eine Vorauswahl an Moderatoren, die zu Ihrer Unternehmensphilosophie und Denke passen – die Ihnen sympathisch sind
  • Überprüfen Sie, ob Sie auch konzeptionelle Unterstützung benötigen und suchen Sie entsprechende Moderatoren
  • Schreiben Sie die Moderatoren mit einem Kurzbriefing an oder erkundigen sich vorab am Telefon, ob der Moderator passen könnte
  • Laden Sie zu einem Kennenlernen ein und führen Sie ein offenes Gespräch – nennen Sie dieses Gespräch nicht Casting / begrenzen Sie die Bewerber auf max. 3 – wenn überhaupt
  • Achten Sie im Gespräch darauf, ob Sie einen kritischen Kandidaten vor sich haben, der Sie ehrlich berät – fragen Sie konkret nach, ob Ihr Konzept tragfähig ist, ob es Anregungen seitens des Moderators gibt

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Zu diesem Beitrag wurde ich inspiriert von Castinpartner

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