Ärger mit dem Chef? Konflikte nutzen.

Was tun? Ärger mit dem Chef. Kommunikationscoach aus München Henning Harfst


Wie oft habe ich den Spruch gehört: „Wo gehobelt wird fallen Späne.“ Das zeigt auf der einen Seite, dass durch Arbeit Unordnung entstehen kann oder es in der Zusammenarbeit auch Nachteile gibt. Der Spruch wird häufig benutzt, wenn es zu Streit kam, wenn also nicht zimperlich miteinander umgegangen wurde. Das geht dann in die Richtung „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ Das umreißt auf den Punkt gebracht, wie wir Konflikte zu lösen versuchen, nämlich zu oft nur einseitig.

Insofern kein Wunder, wenn wir Ärger mit dem Chef haben.

Was steckt hinter unserem Ärger? Oft sind es nicht eingelöste Erwartungen, die wir an unser Gegenüber haben. „Der andere muss doch. Der macht dies nicht. Das wird man ja wohl noch erwarten dürfen. Das ist seine Aufgabe.“ – wir kennen diese Gedanken. Doch nehmen wir uns im Alltag die Zeit, unsere Erwartungen zu hinterfragen?

Es ist dabei fast egal, in welcher Funktion wir aufeinandertreffen.

Aber auch nur fast, bei einem Gesprächspartner, bei denen das Machtverhältnis anders gelagert ist, können wir nicht ganz so offen sprechen, wie wir es gewohnt sind. Es ist also an der Zeit zu überprüfen, wie wir uns sonst gegenüber anderen Verhalten – wenn wir plötzlich Ärger mit dem Chef haben, wo wir nicht so können, wie wir wollen.

Generell sollten wir bei Konflikten jeglicher Art einen Blick auf uns selbst werfen

Gar nicht so einfach, denn wer kann uns offen sagen, wie wir auf andere wirken. Fremde kennen uns nicht so gut und können nur einen ersten Eindruck vermitteln. Familienmitglieder sind Systempartner und sind nicht „objektiv“ – bleiben uns Freunde. Doch umgeben wir uns nicht nur mit Menschen, die wir mögen und schätzen sowie umgekehrt, also die unsere Kommunikationsgewohnheiten teilen? Es gilt also auch im Freundeskreis genau zu schauen, wer mir das Wasser reichen kann, wenn ich um Feedback bitte.

Kann mir also keiner „objektiv“ Feedback geben? Nein.

Wenn wir unsere Freunde oder unsere Familie ernsthaft um Feedback bitten, gibt uns das mehr Informationen, als wenn wir das nicht tun. Dabei kommt es auch nicht in erster Linie auf den Inhalt des Feedbacks an, sondern auf die Situation, dass wir uns mit anderen Gesprächspartnern über unseren Ärger austauschen. Darin liegt die Erkenntnis, die uns mit unserem Chef und anderen Gesprächspartnern zukünftig anders sprechen lässt. Es geht darum, dass wir uns mit unserer Art und Weise mit anderen in Kontakt zu treten beschäftigen. Wie gehen wir mit unseren Mitmenschen um? Wie verhalten wir uns gegenüber Andersdenkenden, unseren vielfältigen Familienmitgliedern, den Funktionsträgern in unserer Gesellschaft? Wie unterscheidet sich meine Kommunikation?

Der Blick auf uns selbst ist strategisch immer die beste Lösung

Wir kennen den Satz: „Da beißt Du auf Granit.“ Doch wir müssen nicht auf Granit beißen, wenn wir uns über unsere Art zu kommunizieren im Klaren sind und wir dadurch entspannter und mit klaren Erwartungen vor Augen ins Gespräch gehen. Wir können nur durch unsere Anwesenheit Gesprächsinhalte beeinflussen, das passiert permanent, warum sollten wir das Wissen darüber nicht nutzen und eine gute Gesprächsatmosphäre schaffen.

Der Unterschied zu anderen Ratgebern liegt auf der Hand

Googeln Sie jetzt mal Ärger mit dem Chef. Dann werden Sie viele Gesprächsleitfäden finden. Der eine oder andere gute Impuls ist da sicher zu finden. Doch entscheidend ist, mit welchem inneren Bild Sie auf Ihre Gesprächspartner treffen. In Millisekunden, erkennt der andere Ihre Absichten. Absolut unterbewusst. Deshalb liegt ja oft der Kern in schweigenden Gesprächen. Die darüber gelagerte Unterhaltung ist nur der gesellschaftliche Gesprächsrahmen. Vereinfacht gesagt: Sie können sich mit jemanden übers Wetter unterhalten, und stellen fest, wie es dem anderen emotional geht. Es kommt auf Ihr Menschenbild und Ihr Selbstbild an. Nutzen Sie den Subtext, um Konflikten konstruktiv zu begegnen. Verwandeln Sie auf dieser Basis Vorwürfe in Angebote, die zu gemeinsam beschlossenen Lösungen führen.

Warum Lösungen nicht einseitig beschlossen werden sollten, ist wieder ein anderes Thema. Sie wissen ja: „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“

Ich wünsche Ihnen atemberaubende Gesprächssituationen und, dass Sie Stille in Gesprächen aushalten können. Sie werden sich wundern, was passiert, wenn Sie mal nichts sagen. Probieren Sie es mal aus. Ich halte jetzt die Klappe.

Was können Sie tun, wenn Sie Ärger mit dem Chef haben?

  • Was genau bereitet mir Ärger mit dem Chef oder anderen Gesprächspartnern?
  • Welche Erwartungen habe ich an mich selbst?
  • Was erwarte ich von meinen Gesprächspartnern?
  • Von wem erhalte ich ein gutes Feedback zu meiner Art zu kommunizieren?
  • Wie kommt das Feedback bei mir an? Was macht es mit mir?
  • Was kann ich bei mir verändern, um meinen Ärger zu wandeln?
  • Wie kann ein Gespräch aussehen, in dem alle Gesprächspartner mit einer guten Lösung herausgehen?
  • Fragen Sie im Gespräch nach Lösungsvorschlägen von Ihren Gesprächspartnern
  • Halten Sie die Punkte gemeinsam fest und überlegen sich zusammen, wie die gemeinsame Umsetzung aussehen kann
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Weitere Impulse gibt es in meinem Video zum Thema: Mein Chef blockiert meine Ideen. Was kann ich tun?

Inspiriert wurde dieser Beitrag von:
Kritik vom Chef: So reagieren Sie richtig von Jochen Mai, Karrierebibel

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Bildnachweis: Danke an Fotografin Heidi Abt, München